Das Weiße Haus verstärkte anschließend seinen Konfliktkurs gegenüber Peking noch weiter und verschärfte seine Maßnahmen. Das wichtigste Ziel war das chinesische Telekommunikationsunternehmen Huawei, das zunächst auf die sogenannte „Entity List” (Schwarze Liste) des Handelsministeriums gesetzt wurde, und damit unter eine Exportkontrolle fiel. Später wurde es zusätzlich auch der „Foreign Direct Product Rule” unterworfen, mit der es ausländischen Firmen, die US-Patente in ihrer eigenen Halbleiterproduktion verwenden, einseitig verboten wird, das chinesische Unternehmen zu beliefern.
Auch nach dem Amtsantritt von Präsident Joe Biden wurden diese Entscheidungen noch nicht rückgängig gemacht. Stattdessen verfolgt er im Halbleiter-Sektor eine „America First”-Politik, mit dem Ziel, ein US-Monopol in der Branche zu festigen und die „Technologien der Zukunft” zu kontrollieren.
Welche Konsequenzen haben diese Entscheidungen? In der Praxis haben sie negative Auswirkungen – nicht nur für die USA selbst, sondern für die ganze Welt.
Die aggressive Politisierung des Halbleitersektors, die sich gegen die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt richtet, unterbricht eine globale Lieferkette, kehrt die Globalisierung um und erzeugt einen Effekt der „Lokalisierung”.
China hat seine Investitionen in Halbleiterkapazitäten massiv erhöht, während Amerika politische Risiken für Technologieunternehmen geschaffen hat, die sich bislang auf ihre Exporte an China verlassen konnten. Auf organisatorischer Ebene haben Firmen in großem Umfang Halbleiter- und Lithographie-Fertigungsanlagen aus den Niederlanden, Japan und Südkorea gekauft, sowie Panikkäufe von Halbleitern getätigt, um sich gegen mögliche zukünftige Lieferengpässe abzusichern. Unternehmen verlieren somit das Vertrauen in traditionelle Lieferanten.
Diese Unsicherheit hat zu einer weltweiten Verknappung von Halbleitern geführt, die Risiken für die Weltwirtschaft mit sich bringt. Die Verknappung hat zu Verzögerungen bei der Herstellung und Lieferung von elektronischen Konsumgütern und Automobilen geführt. Dadurch mussten viele Fabriken auf der ganzen Welt ihre Produktion verschieben und sogar Angestellte entlassen. So musste beispielsweise die Nissan-Fabrik in Sunderland, Großbritannien, ihre Produktion aufgrund des Halbleitermangels drei Wochen lang verlangsamen. Eine weitere Folge ist die wachsende Inflation, die zweifellos zu dem unerwarteten Anstieg des US-Verbraucherpreisindexes beigetragen hat, der die globalen Märkte in der vergangenen Woche erschüttert hatte.
Diese negativen Ergebnisse zeigen, dass die Instrumentalisierung von Technologie-Lieferketten gegen China Amerika nicht besser dastehen lässt. Lokalisierte Lieferketten sind teurer und werden die USA beträchtliche Marktanteile kosten, da Peking nun seine eigene Industrie entwickelt. Noch in diesem Jahr wird China mit der Produktion von 7-Nanometer-Knoten beginnen und damit seine Abhängigkeit von ausländischen Lieferungen im niedrigeren Knotenbereich schnell beenden können. Die Semiconductor Manufacturing International Corporation (SMIC) investiert zudem in eine 2,35 Milliarden US-Dollar teure Chip-Foundry in Shenzhen, die integrierte Schaltkreise mit 28 Nanometern produzieren soll. Dies hat es Unternehmen wie Huawei ermöglicht, ihre 5G-Netzwerke trotz US-Sanktionen weiterzuentwickeln.
In China belaufen sich die staatlichen Investitionen in den Sektor bereits auf 150 Milliarden US-Dollar und die geplanten Investitionen für den 14. Fünfjahresplan (2021-25) belaufen sich sogar auf 1 Billion US-Dollar. Während dies aktuell zwar als politische Notwendigkeit angesehen wird, sind die meisten weiterhin der Meinung, dass eine offene, globale Industrie immer noch die bessere Lösung wäre. Führende ausländische Halbleiterunternehmen versuchen nach wie vor, auf dem chinesischen Halbleitermarkt zu konkurrieren, da die Wirtschaft wächst und die Nachfrage steigt, was die Gefahren einer Umwälzung dieses Marktes zeigt.
Eine Sache ist bezüglich der aktuellen US-Politik sicher: Die Instrumentalisierung von Halbleitern schafft eine „Lose-lose”-Situation, die die globale Industrie in verschiedene lokalisierte Sphären zerlegt, einen zersplitterten Markt schafft und die Preise in die Höhe treibt. Bei all dem verfehlt die US-Politik allerdings ihr eigentliches Ziel – Chinas technologischen Fortschritt aufzuhalten.
Für alle Beteiligten ist es ein kostspieliger Weg mit unberechenbaren Konsequenzen, der sich bis hinunter zum normalen Verbraucher auswirkt.
Tom Fowdy ist ein britischer Analyst für Politik und internationale Beziehungen und Absolvent der Universitäten Durham und Oxford. Er schreibt über Themen, die China, Nordkorea, Großbritannien und die USA betreffen. Weitere Informationen über ihn finden Sie unter http://www.china.org.cn/opinion/TomFowdy.htm
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